Projekt 5

Zürcherhof

Neue Vitalität für eine Ikone am Limmatquai
Die Fassade des Hauses Zürcherhof am Limmatquai 4 wurde im Lauf der Zeit mehrmals umgestaltet. Das heutige, stark purifizierte Erscheinungsbild wirkt banal und für den Ort unangemessen. Durch eine gestalterische Neuinterpretation wird eine deutliche Aufwertung der Liegenschaft erreicht.
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Aktuell / die Bauetappen

Atemberaubende Sicht vom Kran

Längst sind die Rohbauarbeiten abgeschlossen und die schiefen Holzbalkendecken schon fast vergessen. Die Fassade reift – noch verborgen hinter dem Gerüstnetz – vom grauen Entlein zum stolzen Schwan. Das Dach wird mit neuen, gelbtönigen Biberschwanzziegeln eingedeckt. Im Innern treiben Gipser, Schreiner, Bodenleger und Deckenbauer den Ausbau mit Hochdruck voran.

Korrektur der Holzbalkendecken

Nach dem Rückbau aller Boden-, Wand- und Deckenverkleidungen stellte man fest, dass die Holzbalkendecken vor allem in den oberen Geschossen ein zum Teil massives Gefälle aufwiesen. Ursache hierfür ist die viel grössere Senkung/Pressung der innenliegenden Holzständerwände im Vergleich zur unnachgiebigen, aussenliegenden Bruchsteinmauer. Über 8 Geschosse und während fast 200 Jahren führte dies zu einem Durchhängen der Decken von bis zu 35 cm! Durch Anheben mittels Spriessung konnten die denkmalgeschützten Balkendecken wieder waagerecht ausgerichtet und somit auf ihre ursprüngliche Lage gebracht werden. Im gleichen Zuge wurden teilweise die Ständerwände durch Stahlkonstruktionen ersetzt, da sie den heute gültigen statischen Normen und notwendigen Traglasten nicht mehr entsprachen.

Mit Liebe zum Detail

Aufgrund zahlreicher Umbauten und Nutzungsänderungen wurden im 1837 erbauten Zürcherhof praktisch keine historischen Bodenbeläge oder Wand-/Deckenverkleidungen gefunden.

Umso erfreulicher war der Fund von Steinzeugplatten in einem Nebenraum. Sie stammen aus der Zeit der Umnutzung vom Hotel zum Geschäftshaus um 1910. Sie wurden ausgebaut, gereinigt und werden nun an einem prominenten Ort wieder eingebaut.

Konstant in Bewegung

Fachspezialisten, Behörden, Planer und Eigentümer setzen sich engagiert und effektiv für die Entwicklung dieses prestigeträchtigen Projekts in der Stadt Zürich ein: mit kreativen Ideen und aussergewöhnlichen Umsetzungen.

2017Baugeschichtliche Entwicklung
November 2019Vorprojekt
Mai 2020Baueingabe
November 2020Bauentscheid
Januar 2022Baustart
November 2023Übergabe
Aktuell:Rückbau, statischer Abbruch
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Vision und Ziele

Historischen Charakter und heutige Nutzungsbedürfnisse harmonisieren

Ziel der geplanten Sanierung ist die Erfüllung zeitgemässer Nutzungsanforderungen bei einem gleichzeitigen respektvollen Umgang mit dem Bestand. Im Erdgeschoss verbleiben weiterhin Retailflächen, in den Obergeschossen werden ausgebaute Dienstleistungsflächen zur Verfügung gestellt. Im äusseren Erscheinungsbild soll die unverwechselbare und charaktervolle Ausstrahlung des Zürcherhofs zurückgewonnen werden.

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Architektur

Ein Haus mit vielen Faceliftings

Peter Trachsler, SPPA Architekten

«Die Revitalisierung der Hoteldynastie können wir am Limmatquai mit dem Zürcherhof weiterverfolgen».

Nach unserer erfolgreichen Revitalisierung des Grand-Hotels Bellevue am Limmatquai von 2005 können wir den vis à vis stehenden, ehemaligen Zürcherhof, ebenfalls ein Hotel aus derselben Gründerzeit, in ein komplett neues Kleid einkleiden. Der ehemals reich geschmückte Bau, später vollständig purifiziert, wird mit unserer neuinterpretierten Fassadenfassung seine ursprüngliche Ausstrahlung zurückgewinnen. Durch eine grundlegende Purifizierung der Fassade in den zwanziger Jahren verschwand der grösste Teil des verspiegelten Jugendstilschmucks. Beim Umbau der beiden Geschosse für eine Augenklinik wurde die innere Struktur teilweise aufgelöst und es entstand ein zeitgemässer, neuer Innenausbau. Der ursprüngliche dreiseitig umlaufende Korridor ist teilweise aufgelöst. Die zahlreichen Umbauten in den darauffolgenden Jahren wirkten sich hauptsächlich auf die ornamentale Gliederung und den Architekturschmuck des Hauses aus, wobei die äussere Gesamtform des klassizistischen Kubus erhalten blieb.
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Bauherrschaft

PSP Real Estate AG

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Für die Bauherrschaft: PSP Swiss Property

Marcel Honegger: Leiter Bau PSP

Hans Kessler: Projektleiter PSP

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Kunst am Bau

Zürcher Brunnen

Der erste Zürcher Röhrenbrunnen ist seit 1430 aktenkundig. Dies ist der Amazonenbrunnen. Er wurde mit Quellwasser von Albisrieden versorgt, über hölzerne Leitungen, den sogenannten Teucheln. Vorher war die Bevölkerung auf die Benutzung der Grundwasserbrunnen angewiesen.

In den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts wurde im Gebiet des heutigen Stadelhoferplatzes die alte Hafenanlage zugeschüttet. Zur gleichen Zeit begann man, eine Wasserversorgung für die ganze Stadt aufzubauen und die Erstellung von öffentlichen Brunnen zu fördern.

Beispiele der damaligen Giessereikunst gibt es einige, wie die Gusseissenbrunnen von Arnold Bürkli (1833-1894) oder der Brunnen am Stadelhoferplatz, der 1869 in Betrieb genommen wurde.

Wo wenig Platz bestand, waren Wandbrunnen aus Stein oder Guss sehr beliebt. Der historische Wandbrunnen aus Bronze an der Torgasse wurde 1908 von der Wasserversorgung Zürich erstellt. Aus ihm fliesst Quellwasser. Dieses Spezialmodell stammt von Bildhauer F. Wanger und wurde an die Mauer des Hauses am Limmatquai 4 angebaut. Der Brunnen wurde im Auftrag der Baugesellschaft Phönix erstellt.

Zu dieser Zeit war es auch noch üblich, dass von der Stadt auf private Initiative hin Brunnen erstellt wurden. Ausserdem wurden auch noch sehr viele Privat-Brunnen aufgestellt. Die Erstellung von privaten Brunnen galt damals als Zeichen von gutem Stil.

Heutzutage tragen die über 1200 Brunnen viel zur Verbesserung der urbanen Lebensqualität bei. Rund 320 dieser Brunnen, die meisten historischen Altstadtbrunnen sowie die über 80 Notwasserbrunnen werden über ein separates Quellwassernetz von 150 Kilometer Länge gespiesen. Die übrigen Brunnen sind am normalen Verteilnetz der Wasserversorgung angeschlossen und werden – wie die Haushaltungen – mit einer Mischung aus 70 Prozent Seewasser, 15 Prozent Quellwasser und 15 Prozent Grundwasser beliefert.

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Geschichte

Ein begehrter Standort für Bürgermeister, Hoteliers und Klosterbeamte

Vom Sonnenquai zum Limmatquai:
Das Limmatquai entstand erst im 19. Jahrhundert als durchgehende Achse vom Bellevue zum Central. Die Kopfbauten der Altstadst standen ursprünglich direkt am Wasser. So auch die Vorgängerbauten des Hauses Limmatquai 4. Mitte des 16. Jahrhunderts war dies das Haus des Bürgermeister Johannes Haab, später erworben vom Kloster Einsiedeln.

1828 ging die Liegenschaft an die Stadt, die darin ein Salzamt einrichten wollte. Da sich das Haus aber nicht dazu zu eignen schien, erklärte man es als abbruchreif. Der Wirt Heinrich Leuthold kaufte den «Einsiedlerhof» und liess diesen 1835 abtragen. In der folgenden Zeit wurde der sogennannte «Sonnenquai» zwischen Bellevue und Grossmünstertreppe gebaut.  Seit dem Bau der Münsterbrücke im Jahr 1933 heisst der ganze Strassenzug zwischen dem Central und Bellevue «Limmatquai».

Gasthof Goldene Krone:
Die 1837 erfolgte Eröffnung des Gasthauses zur Goldenen Krone bedeutete einen Schritt zum neuen Hotelstil. Der stattliche kubusförmige Bau wurde an gleicher Stelle erbaut, wo zuvor der Einsiedlerhof gestanden hatte, der Wohnsitz des Amtmanns des Klosters Einsiedeln. Der Neubau wurde vermutlich durch den Architekten Daniel Pfister (1808 – 1847) entworfen. Pfisters Werken werden auch das Baur en Ville (Hotel Savoy) sowie das Hotel du Lac in Zürich zugeschrieben.

Erster Inhaber der Goldenen Krone war Heinrich Leuthold. Im ersten Stock befand sich die Küche, im zweiten ein grosser Speisesaal und darüber die Schlafzimmer. Die «Couronne d‘Or», wie das Hotel in zeitgenössischen Prospektveduten bezeichnet wurde, trug diesen Namen bis 1861. Über dem mit Rundbögen versehenen Erdgeschoss erheben sich fünf Obergeschosse. An der gegen den Hechtplatz gerichteten Nordseite sind die mittleren fünf Fenster zu einer Gruppe  zusammengefasst. Lange, gegen Sonnenquai und Hechtplatz ausgerichtete Balkone zeichneten das Piano Nobile im zweiten Obergeschoss aus. Das Dach trug eine wegen ihrer Aussicht berühmte Terrasse, über deren Mitte sich, getragen von den aus den Ecken des Terrassengeländers aufsteigenden Eisenstangen, eine Krone aus Eisenstäben erhob. Vier breite Dacherker lockerten den eher nüchternen, klassizistischen Würfel etwas auf.

Hotel Zürcherhof:
Nach zwei Handänderungen übernahm Johannes Guggenbühl den Betrieb und führte diesen bis 1907 unter dem Namen «Zürcherhof».  Das Haus war für damalige Begriffe von schwindelnder Höhe und die Ausstattung galt als dermassen prachtvoll, dass Fremde und Einheimische gebeten werden mussten, sich ja nicht vom Besuch des Hotels abhalten zu lassen.

Umbau zum Geschäftshaus:
1907 erfolgte der Umbau zum Geschäftshaus nach Plänen von Franz Huwyler- Boller (1874-1930). Die zahlreichen Umbauten in den darauffolgenden Jahren wirkten sich hauptsächlich auf die ornamentale Gliederung und den Architekturschmuck des Hauses aus, wobei die äussere Gesamtform, des klassizistischen Kubus, erhalten blieb. Durch eine grundlegende Purifizierung der Fassade in den zwanziger Jahren verschwand der grösste Teil des verspiegelten Jugendstilschmucks.

1946 erfolgte ein weiterer massiver Eingriff  in die Bausubstanz: Im überhöhten ehemaligen Theater zog man einen zusätzlichen Boden ein, um mehr Nutzfläche zu generieren. Die grosszügige, mit Rundbögen versehene Befensterung gegen den Hechtplatz wurde umgestaltet und darüberliegend mit einer weiteren stringenten Fensterreihe ergänzt.

Gleichzeitig wurde die einzige Wohnung – für den damaligen Hauswart – in der Ecke Schifflände/Kruggasse umgebaut. Für den Umbau war das renomierte Architekturbüro M. E. Häfeli, W. M. Moser, R. Steiger verantwortlich. Weitere Umbauten in den Jahren zwischen 1974 und 1981 veränderten die Ladeneingänge, die innere Einteilung sowie die äussere Beschilderung des Hauses mit Reklametafeln.

Geschäftshaus Limmatquai 4:
Nach 1981 gab es weitere Umbauten, wobei jener von 1984 – 1985 eine Umgestaltung des Erdgeschosses mit sich brachte. Anstelle des «modernen Cafés» von 1908, das später durch einen Pelzladen ersetzt worden war, sollte nun ein alkoholfreies Selbstbedienungsrestaurant treten, eine sogenannte «Croissanterie – Spaghetteria».

Diese Neueinrichtung erforderte eine Erweiterung der Unterkellerung gegen das Limmatquai, eine Änderung der inneren Einteilung und zwei neue Abluftkamine auf dem Dach. Gleichzeitig erfolgte der Einbau von zwei Aufzügen im Treppenauge, anstelle von nur einem.

An den Fassade erfolgten nur wenige architektonische Eingriffe. An der Seite zur Kruggasse wurde ein zweiter Eingang erstellt, es gab farbliche Veränderungen an der Fassade, an den Fensterrahmen und bei den Storen, und an der Schifflände konnten zwei zugemauerte Arkaden wieder geöffnet und als Fenster gestaltet werden. Zwei weitere Arkaden dienten, mit Gittern in der Art der danebenliegenden Fenster kaschiert, als Nische für die Container und den Warenlift.

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Wissenswertes

Zahlen und Fakten zum Projekt

Zürcherhof
Geschossflächen nach SIA 416: 4’315 m2
Hauptnutzfläche nach SIA 416: 2’425 m2
Volumen nach SIA 416: 12’510 m3
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