Projekt 4

Weisses Schloss

Ein Schloss wird aus dem Schlaf erweckt

Das Weisse Schloss ist eines der besonders prominenten Gebäude am General-Guisan-Quai. Bei der Sanierung kommt dem hohen historischen Wert grosse Bedeutung zu. So werden in den Eingangshallen die kostbaren, unter späteren Anstrichen vorgefundenen Erstfassungen wiederhergestellt und in Einklang gebracht mit der Gestaltung der anschliessenden Treppenhäuser. Dem überkommunal bedeutsamen Schutzobjekt am See soll sein ursprünglicher Glanz zurückgegeben werden.

Das Weisse Schloss weist einen grossen Erneuerungsbedarf in den Bereichen Haustechnik und Gebäudehülle auf. Die nötige technische Instandstellung betrifft in erster Linie das Untergeschoss, wo die Behebung von Feuchtigkeitsschäden, neue Hauptleitungen für Wasser und Kanalisation sowie neu eine zentralisierte Haustechnik anstehen. Zu sanieren sind im Weiteren die Fassaden und das Dach sowie die interne Erschliessung, d.h. es werden die zur Behindertengleichstellung erforderlichen Lifteinbauten und neue Steigzonen für totalsanierte Anlagen in den Bereichen Elektro, Heizung, Lüftung und Sanitär erstellt. Aus Umweltgründen wird Wärme und Kälte mit Seewasser erzeugt.

Die Tragstruktur des gesamten Gebäudekomplexes von 1893 ist robust und weitestgehend gut erhalten. Angesichts des technischen Erneuerungsbedarfs hat sich die Grundeigentümerin entschieden, im Zuge der anstehenden Renovation gerade auch Verbesserungen unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten vorzunehmen, die ansonsten auf absehbare Zeit nicht mehr – zumindest nicht mehr mit den sich bietenden Synergien – realisiert werden könnten.

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Aktuell / die Bauetappen

Kostbare Erstfassungen

Die insgesamt sechs Eingangsbereiche und Hallen wurden in Struktur und Materialisierung soweit als möglich in ihre bauzeitliche Fassung gebracht. Die kostbaren, unter späteren Anstrichen vorgefundenen Erstfassungen, wurden wiederhergestellt und in Einklang gebracht mit der Gestaltung der anschliessenden Treppenhäuser.

Historische Fotos geben das Layout für die Dacheindeckung vor

Das Weisse Schloss und damit die gesamte Überdachung mit ihrer imposanten Kuppel, den verspielten Türmen und den reichhaltigen Elementen soll dem ursprünglichen Design zugeführt werden. So dient das historische Muster der Bedachung von vor 100 Jahren als Vorlage für die aktuelle Schiefereindeckung.

Zeitkapselzeremonie: Bleibende Erinnerungen im Weissen Schloss.

Entsprechend einer uralten Bau-Tradition wurde im Herbst 2022 in der frisch renovierten Turmspitze eine Zeitkapsel verbaut. Sie soll zukünftigen Generationen Einblick in unseren politischen Alltag, die Handwerkskunst und der architektonischen Liebe zur Bewahrung alter Bau-Substanz und den damit verbundenen Traditionen geben.

Konstant in Bewegung

Fachspezialisten, Behörden, Planer und Eigentümer setzen sich engagiert und effektiv für die Entwicklung dieses prestigeträchtigen Projekts in der Stadt Zürich ein: mit kreativen Ideen und aussergewöhnlichen Umsetzungen.

2016Studienauftrag
2017Vorprojekt und Weiterentwicklung
2017 – 2020Planung
2021 – 2023Ausführung

Januar 2023

Übergabe 1. Bauetappe
Mai 2023Übergabe 2. Bauetappe
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Vision und Ziele

Eine dynamische Planung schützt das historisch Wertvolle

Das Weisse Schloss ist eines der besonders auffallenden Gebäude am General-Guisan-Quai, zumal es seinem Namen alle Ehre gibt, indem es durch die helle Savonnières-Kalksteinfassade einen ungewöhnlich präsenten Auftritt erhält. Wegen seines grossen historischen Werts befindet es sich im Inventar der kantonalen Denkmalpflege. Seine eindrückliche Architektur ist entsprechend der Bauzeit (1890-93) dem Späthistorismus mit neubarocken Einflüssen verpflichtet. Charakteristisch für diese Zeit finden sich auf der prominenten Fassade viele Verzierungen, neubarocker Schmuck und auffallend viele Vor- und Rücksprünge. Nach seiner Sanierung soll das Weisse Schloss, seiner Premiumlage am Seebecken entsprechend, wieder in neuem Glanz erstrahlen.

Die grösste Herausforderung für die SPPA Architekten wäre gewesen, wenn sie – wie ursprünglich Bestandteil der Bauaufgabe – eine Totalsanierung unter teilweisem Betrieb hätten durchführen müssen. Glücklicherweise konnte aber das Terminprogramm auf die Laufzeiten bestehender Mietverträge abgestimmt werden. So stellt sich nun vor allem die Erfüllung der denkmalpflegerischen Vorgaben im Rahmen eines sehr dynamischen Umbaus als die grösste aber auch schönste Herausforderung dar. Die Schwierigkeit ist, dass sich das Gebäude während der jahrelangen Planung unter Betrieb befand und die Bausubstanz deshalb nur sehr eingeschränkt untersucht, also nur punktuell sondiert werden konnte. Nach Baubeginn kommt bei fortschreitendem Rückbau von Verkleidungen und bestehendem Ausbau nach und nach die Wahrheit ans Licht. Dies erfordert ein stetes Aktualisieren der Pläne sämtlicher Fachdisziplinen, dessen Dynamik so einige Tücken mit sich bringt und von allen Beteiligten sehr viel Disziplin abverlangt.

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Architektur

Historisches Juwel neu entdecken

Beat Graf, SPPA Architekten

Bei der Sanierung des Weissen Schlosses kommt seinem hohen historischen Wert grosse Bedeutung zu. So werden in den Eingangshallen die kostbaren, unter späteren Anstrichen vorgefundenen Erstfassungen wiederhergestellt und in Einklang gebracht mit der Gestaltung der anschliessenden Treppenhäuser. Das Schloss wird aus dem Schlaf erweckt. 

SPPA Architekten beantworten 5 Fragen:

Welche Elemente der Büro- und Wohnräume wurden komplett erneuert und welche stammen noch aus der Bauzeit?
Vereinfacht kann man sagen, dass sich sämtliche Büroflächen vom EG bis zum dritten Obergeschoss bauzeitliche Bausubstanz vorweisen. Lediglich geringe Anpassungen wurden zwischenzeitlich vorgenommen. In diesen Geschossen ist der Fokus auf eine möglichst behutsame Wiederherstellung der räumlichen Qualität gerichtet. Neue haustechnische Einbauten wie abgehängte Decken insbesondere in den Korridorbereichen werden sich möglichst unauffällig in eine zeitgenössischen Sprache einfügen.

Gibt es stilgebende Attribute, auf welche Sie geachtet haben?
Die Büroflächen, die in ihrer historischen Substanz am besten erhalten sind, werden wir behutsam und unter Erhalt aller vorhandenen Stilelemente renovieren. Das Hauptaugenmerk liegt allerdings auf den Eingangshallen der einzelnen Gebäude, welche reich mit Stuckverzierungen, Stuckmarmor und teilweise Malereien ausgestaltetet sind und aufwendig restauriert werden sollen. Bei den in den Achtzigerjahren umgebauten Dachgeschosswohnungen, die keine Rücksicht auf die Gebäudestruktur nahmen, werden wir korrigierend eingreifen und den stilgerechten räumlichen Massstab wiederherstellen.

Wie stellen Sie sicher, dass die Harmonie zwischen modernen und historischen Elementen stimmt?
Hier greifen wir auf unsere jahrelange Erfahrung im Umgang mit denkmalgeschützter Bausubstanz zurück. Es gilt, dem Objekt in seiner Eigenständigkeit mit dem angebrachten Respekt zu begegnen und seine gestalterische Sprache in ihrer Authentizität zu erhalten und weiterzusprechen. Neue Elemente stellen immer einen Bezug zum historischen Bau her, bleiben aber als neue Massnahme und passende Ergänzung ablesbar. Selbstverständlich stehen wir auch in einem engen Austausch mit der Denkmalpflege, um deren Anliegen zu integrieren und zu berücksichtigen.

Wie beschreiben Sie die Wohn- und Arbeitsatmosphäre nach der Sanierung?
Die neuen Mieter werden eine überaus angenehme und freundliche Atmosphäre vorfinden. Staub und graue Tristesse werden verschwunden sein und die historischen Räume mit neuem Leben erfüllt sein. Auch die neue Farbigkeit, die in angemessener Art auf das Gebäude reagiert, wird ihren Teil dazu beitragen und einen ausgewogenen Gleichklang mit der historischen Bausubstanz herstellen.

Es existieren bereits zahlreiche sanierte Wohnungen bzw. Büroräumlichkeiten in historischen Bauten. Inwiefern sind die Räumlichkeiten im Weissen Schloss einzigartig?
Als einzigartig darf in den Wohnungen bezeichnet werden, dass sie hell und offen sind. Dies trotz des Umstands, dass sie sich in den Dachgeschossen eines historischen Bauwerks befinden und ein gewisse Kleinteiligkeit und Enge zu erwarten wäre. Durch unsere überlegten Eingriffe in die Substanz in Form von Lufträumen und kleinen Innenhöfen – Patios, entstehen lichte Räume mit spannende Blickbezügen. Auch ist für die individuelle Qualität gesorgt. Keine Wohnung gleicht der anderen, weshalb einem breiten Feld von Bedürfnissen entsprochen werden kann. Das Highlight der meisten Wohnungen wird sein, dass via Patios kleine private Dachterrassen erschlossen werden können, die einen wunderbaren Blick auf den Zürichsee und in die Alpen bieten.

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Bauherrschaft

Zürich Lebensversicherungs-Gesellschaft, Zürich

Sie Interessieren sich für Businessflächen im Weissen Schloss? Weitere Informationen zum Angebot finden Sie unter www.weissesschloss-zurich.ch/business.

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Geschichte

Ein prachtvoller Zeuge der historistischen Quaibebauung

Das 1890 – 1893 am ehemaligen Alpenquai von Architekt und Bauherr Heinrich Honegger-Naef gebaute «Weisse Schloss» in Zürich-Enge ist integrierender Bestandteil der Zürcher Seefront. Es ist der seewärtige, symmetrisch komponierte und auf eine durchgehende Baulinie gestellte Kopfbau einer Zeilenbebauung zwischen General-Guisan-Quai, Genfer-, Tödi- und Gotthardstrasse und fügt sich nahtlos ein in die historistische Quaibebauung, die am Ende des 19. Jahrhunderts im Zuge der neuen Seeufergestaltung entstanden ist. Der in wenigen Jahren bebaute, einheitliche Bereich zwischen Genfer-und Bahnhofstrasse hat sich als Ganzes nicht erhalten, sondern ist heute nur anhand von Einzelbauten nachvollziehbar. So musste beispielsweise das Palais Henneberg, das stilvoll zwischen dem «Roten Schloss» und dem «Weissen Schloss» stand und zwischen den pompösen Prachtbauten städtebau-lich und baukünstlerisch geschmackvoll vermittelte, einem modernen Geschäftshaus weichen. Und für das 1939 fertiggestellte Kongresshaus musste die alte Tonhalle von Fellner & Helmer bereits schon früher Platz machen.

1889:
Der Architekt Heinrich Honegger-Naef arbeitete im November erste Baueingabepläne für das «Weisse Schloss» aus. Vorgesehen war ein viergeschossiges Mehrfamilienhaus im grossstädtischen Stil, das sich in die Quaibebauung zu integrieren hatte. Das von Honegger-Naef auf eigene Rechnung projektierte und auch gebaute Gebäude entstand gleichzeitig mit dem «Roten Schloss» von Heinrich Ernst. Im Zusammenhang mit der Quaibebauung zwischen Bürkliplatz und Mythenquai werden in der Literatur immer wieder beide Architekten erwähnt, die ein Interesse daran hatten, dass die Gestaltung des neu entstandenen  Seeufergebietes ein einheitliches städtebauliches Gepräge erhielt.

1890:
Die Baubewilligung für das Miethaus-Schloss, zu der Honegger-Naef die Pläne am 24. März signiert hatte, wurde von der Gemeinde Enge am 3. April erteilt.

1891:
Am 26. Februar erteilte der Engener Gemeinderat eine weitere Baubewilligung, die vermutlich die Festlegung der genauen Baulinie betraf.

1893:
Fertigstellung des Miethauskomplexes. Im selben Jahr erlebte Zürich seine erste Eingemeindung: die Enge wurde damals Teil der Stadt Zürich.

1905:
In der im selben Jahr erschienenen «Poly-Festschrift» steht über das Gebäude: «Das weisse Schloss am Alpenquai wurde 1890 – 1893 von Architekt Honegger-Naef erbaut. Die Häusergruppe steht auf ehemaligem Seegebiet und hat infolgedessen ausserordentliche Fundationen erfordert. Es wurden 2200 Pfähle gerammt und mit Schienen verbunden, diese mit Kugelsteinen ausgeschlagen und darüber eine Betonschicht von 1,5 m Höhe und 1,5 bis 3 m Breite erstellt. Auf dieser ruht der Granitsockel. Die Fassaden sind in Savonnieres-Stein ausgeführt. Baukosten: Fr. 45 m3

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Kulturerbe

Für das bedeutsame Schutzobjekt werden alle Chancen genutzt

Zum Schutz des für Stadt und Kanton Zürich historisch besonders wertvollen Gebäudes wurden mit der Kantonalen Denkmalpflege umfassende und klare Ziele vereinbart:

  • Die umfangreiche technische Erneuerung und der Umbau der Wohnungen in den Dachgeschossen werden zum Anlass genommen, verschiedene Strukturen, Elemente und Oberflächen in ihren bauzeitlichen Zustand zurückzuführen.
  • Die Gebäudehülle wird in ihrer Qualität in den bauzeitlichen Zustand versetzt durch Restaurierung der Fassaden, den Ersatz aller Fenster in Holz-Holz-Ausführung sowie die Eindeckung der Schrägdächer mit Naturschiefer- Ziegeln. Das Dach des nordöstlichen Turms an der Ecke General-Guisan-Quai/Tödistrasse wird in seine ursprüngliche Kegelform gebracht.
  • Die insgesamt sechs Eingangsbereiche und Hallen werden in Struktur und Materialisierung soweit als möglich in ihre bauzeitliche Fassung gebracht. Im Vordergrund stehen hier die Instandsetzung und die gezielte Wiederherstellung der Stuckaturen und die Entfernung der Glanzdispersion. In den Treppenhäusern muss der asbesthaltige Verputz entfernt werden; deshalb erfolgt hier die Renovation in einer zeitgemässen Interpretation des bauzeitlichen Zustandes, insbesondere unter Verwendung von Ölfarben. Eingangsbereiche, Hallen und Treppenhäuser werden nach einem neuen Konzept unter Verwendung von LED-Technologie beleuchtet.
  • Die ausreichende Belichtung der Wohnungen im «2. DG» und ein optimaler Schallschutz wird mit Patios erreicht, welche ohne Beeinträchtigung der primären Dachkonstruktion gesetzt sind. Die genauen Abmessungen einzelner Patios sind in Absprache mit der kantonalen Denkmalpflege am Bau zu bestimmen. In sieben der insgesamt zehn Wohnungen im 2. DG werden Patios mit verschiedenen, d.h. die bestehende Dachkonstruktion berücksichtigenden, Grundflächen zwischen 5 – 12 m2 gesetzt. Diese Patios bieten gleichzeitig Zugang auf kleine private Dachterrassen. Die Rückversetzung dieser Terrassen von bis zu 4.5 m von der Firstkante und die Verwendung einheitlicher Sonnenschirme gewährleisten, dass die äussere Erscheinung des Schutzobjekts nicht beeinträchtigt wird. Die in Lage, Grösse und Ausstattung zurückhaltend gestalteten Terrassen gehören zur Aura des Gebäudekomplexes, der ursprünglich als reines Wohnhaus erbaut wurde. Zudem verhindert die klare und einheitliche Ausführung spätere (provisorische oder unbewilligte) Auswüchse wie sie an vielen Schutzobjekten erfahrungsgemäss im Betrieb früher oder später auftreten.
  • Mit der anstehenden Renovation soll auch der Aussenraum aufgewertet werden. Während der Gebäudekomplex «Weisses Schloss» im Inventar der überkommunalen Schutzobjekte als regional bedeutsam eingestuft ist, ist die zugehörige Umgebung gemäss Katasterauskunft der Stadt Zürich separat auch im (kommunalen) Inventar der Gartendenkmalpflege enthalten und dort als «kantonal» bedeutsam eingestuft (Objekt Nr. GDP 39.020). Die detaillierte Neugestaltung des Aussenraums erfolgte in Absprache und Genehmigung mit den zuständigen Stellen von Kanton und Stadt.
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Grundriss

Pläne

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Wissenswertes

Zahlen und Fakten zum Projekt

Weisses Schloss
Geschossfläche:10’700 m2
Gebäudevolumen:43’700 m3
Arealfläche:3’753 m2
Anzahl Wohnungen:12 (+ 1 Studio)
Anzahl Arbeitsplätze:250 – 300
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