Projekt 8

Spengler-Haus

Transformation unter Beibehaltung der prägnanten Architekturelemente

Beim Umbau des ehemaligen Modehauses Spengler an der Sihlstrasse 34 wird die bestehende Fassade geöffnet, um weitere Nutzungen zu ermöglichen. Diecharakteristischen vorfabrizierten Betonelemente werden in den neuen Entwurf integriert, ebenso die expressiven Blumentröge.

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Aktuell / die Bauetappen

Ein Haus mit Tiefgang.

Fünf Untergeschosse bilden den imposanten Unterbau des Spenglerhauses an der Sihlstrasse. Das Haus gleicht einem Eisberg und ist gleichzeitig Zeuge seiner Zeit: anfangs der 70er-Jahre wurden immer mehr Untergeschosse projektiert und schliesslich 5 bewilligt. Undenkbar, in der heutigen Zeit ein derartig tiefschürfendes Bauprojekt bewilligt zu bekommen. Umso grösser das Erlebnis, einen ehrfurchtsvollen Blick in die Tiefe und damit in die Vergangenheit zu werfen.

Form und Funktion nach altem Rezept

Prägnante Betonelemente bilden die charakteristischen Züge der Spenglerhaus-Fassade. Getragen wird diese imposante Kraft an 70er Jahre Design neu von leicht wirkenden Stütz-Elementen, die K.Studer AG, dieselbe Herstellerfirma von damals, vorgefertigt anliefert.

Konstant in Bewegung

Fachspezialisten, Behörden, Planer und Eigentümer setzen sich engagiert und effektiv für die Entwicklung dieses prestigeträchtigen Projekts in der Stadt Zürich ein: mit kreativen Ideen und aussergewöhnlichen Umsetzungen.

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Vision und Ziele

Respektvolle Umsetzung des neuen Nutzungskonzepts

Wenn auch kein Objektschutz gegeben ist, so geht es doch darum, die Authentizität und das kraftvolle Erscheinungsbild des Gebäudes wieder hervorzuarbeiten – und dies in einem möglichst respektvollen Umgang mit den prägenden Entwurfselementen. So wird das spannungsaufbauende Beziehungsspiel aus geschlossenen und offenen Flächen in der Fassade erhalten und formale Elemente wie z. B. der Viertelkreisbogen in neuem gestalterischen Kontext zitiert. Ebenso wichtig ist die konzeptionelle Auseinandersetzung mit wesentlichen Momenten der Umgestaltung, die Fassadenoberflächen, Gebäudezugang, Haupttreppenhaus, Büroflächen und auch Nasszellen sowie Teeküchen umfassen.

Grundlegend für die Neukonzeption und den architektonischen Ausdruck des Gebäudes ist die geplante Auslegung der Hauptnutzung auf Büroflächen, also weg vom Warenhaus mit Lagerflächen hin zu einem Bürogebäude mit Verkaufsflächen. Dies zeigt sich schon auf den ersten Blick durch das Erweitern der vorhandenen Lichtbänder zu grosszügigen Fensteröffnungen, die für die notwendige natürliche Belichtung der Arbeitsplätze und den Ausblick ins Freie sorgen. Diese Massnahmen ermöglichen dem Gebäude und seinen Nutzern erstmalig den Austausch mit seiner unmittelbaren Umgebung. Konsequenterweise wird der grundsätzlich geforderte Sonnenschutz nicht aussenliegend, sondern mit automatisch reguliertem elektrochromen Glas (SageGlass) bewerkstelligt. Andererseits gilt es, die durch den Farbauftrag flach wirkende Oberfläche wieder in ihrer eigentlichen Materialität Sichtbeton zu präsentieren und damit die zugehörige Qualität und Materialtiefe des «lebenden» Materials Beton zu erhalten.

Es geht um das Zurückfinden zur prägnanten und konsequent umgesetzten Erscheinung des Gebäudes, das in der bauzeitlichen Rezeption als mutig hervorgehoben worden war. Rein technisch bedeutet dies, das am besten geeignete Verfahren zum Farbabtrag zu ermitteln, mit dem Ziel, die Unterschiedlichkeit der vorhandenen Oberflächen zu thematisieren. Funktionell geht es darum, die Erschliessung so zu strukturieren, dass eine geschossweise Vermietung ermöglicht wird. Aus diesem Grund ist die Abdrehung der Liftanlage um 90 Grad nötig. In der Aussen- und Innenwirkung geht es aber vor allem darum, den Wandel zum Bürogebäude nicht erklären zu müssen und einen repräsentativen Zugang zum Gebäude zu inszenieren. Der Hauptzugang anstelle des ursprünglichen Notausgangs präsentiert sich mit einem neuen, zweigeschossigen Einschnitt, der sich in einer ebenso hohen Eingangshalle mit einer neu orientierten einläufigen Treppe fortsetzt.

Eine wichtige Projektbasis bildet ausserdem der Transfer der gebäudetechnischen Anlagen vom 5. OG in das 4. UG, auch wenn die Machbarkeit rechtlich noch nicht abgesichert ist. Als Vorteil könnte so zukünftig zusätzlicher hochwertiger Büroraum mit zugeordneter Dachterrasse geschaffen werden. Die zurückversetzte Ortbetonfassade wird hierzu über die gesamte Länge hin geöffnet und mit einer raumhohen Verglasung versehen. EG und 1. UG sind grundsätzlich als Retailflächen konzipiert, eine Integration eines Restaurant- oder Kaffeebetriebs ist bereits für die nötigen Technikflächen berücksichtigt.

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Architektur

Harmonische Einbettung in den städtebaulichen Kontext

Beat Graf, SPPA Architekten

Beim Entwurf für die Anpassungen der Fassaden haben sich die SPPA Architekten stark mit den bestehenden auseinandergesetzt und deren «Gesetzmässigkeiten» eingehend studiert. Ziel ist es, dass mit der Neugestaltung der Fassaden deren Charakter nicht verloren geht, das Gebäude sich aber zukünftig besser in den städtebaulichen Kontext integriert. Der Charakter der Liegenschaft soll erhalten bleiben und das unverwechselbare Erscheinungsbild auch nach der Transformation den Strassenzug prägen.

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Bauherrschaft

Credit Suisse Anlagestiftung

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Thomas Brandenberger, Foundations
Remo Ehrlich, Asset Management
Bauherrenvertretung: Thomas Nadler, Winklmann Bauherrenvertretungen GmbH

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Geschichte

Ein Basler Modeunternehmen wählt Zürich als Laufsteg

Die Liegenschaft an der Sihlstrasse 34 wurde in den Jahren 1971 bis 1973 durch die Karl Steiner AG erstellt. Der Vorgängerbau beherbergte das Kino Scala. In einem langen Bewilligungsprozess, für dessen erste Phasen der Architekt Dr. Roland Rohn verantwortlich war, wandelte sich die Nutzung in den oberen Geschossen. In den ersten Eingaben war ein Bürohaus mit erdgeschossiger Retailnutzung geplant.

Roland Rohn hatte bereits ein fertiges Projekt für ein Bürohaus vorgelegt, als die Firma Walter Spengler AG in Basel sich für den Standort zu interessieren begann. Intensive Lageuntersuchungen hatte sie zu dem Schluss gebracht, dass dieser Standort für das geplante Modehaus ideal wäre. Das vorerst von Roland Rohn umfunktionierte Projekt vom Büro- zum Geschäftshaus überzeugte nicht vollends, weshalb der Basler Architekt Walter Frey für eine neue Fassadengestaltung beauftragt wurde. Entwurf um Entwurf kämpfte er sich zu dem schliesslich vorliegenden Vorschlag, der mit Klarheit und Originalität überzeugte. Die letzte Abänderungseingabe aus den Jahren 1971/72 zeigt die überarbeitete Fassade und die Verkaufsnutzung in den verschiedenen Geschossen.

Verkaufsflächen und Innenräume wurden vom Baubüro Spengler und der GU Steiner geplant. Spenglers Fabrikationsabteilung lieferte auch die Holz-Alu-Fenster für die Fassade, die Natur-Holz-Verkleidung der Wände, die Umkleidekabinen und die Kassakorpusse.

Der Eigentümer Walter Spengler selbst bezeichnete damals das Gebäude als das grösste und modernste Modehaus der Schweiz und als Zeichen der Verbundenheit von Zürich mit Basel, dem Sitz der Spengler AG. Er sah es als architektonisch und künstlerisch wertvolles Objekt, das laut ihm bereits weltweit Anerkennung erfahren habe: Ein Werk aus einem Guss, das Zweckmässigkeit, Schönheit, Rationalität und Grosszügigkeit in sich vereine und zudem die Unternehmensphilosophie auf architektonische Art repräsentiere. Ein Kunstwerk, das der Stadt Zürich viele Jahre einen richtungsweisenden Akzent geben möge. Mutig sei es aber nicht nur in architektonischer Sicht, sondern auch, weil – bereits zu dieser Zeit – durch die erhöhte Mobilität ein Sterben der Stadtkerne zu beobachten sei.

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Kulturerbe

Mit Respekt Chancen für die Zukunft schaffen

Das Objekt ist zwar nicht im Denkmalpflegeinventar, wird aber von der städtischen Denkmalpflege betreffend Einordnung beurteilt.

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Besonderheiten

Von der Nutzung des Untergrunds bis zu den Nistplätzen der Mauersegler

Untergeschosse:
Das Haus ist mit seinen 5 Untergeschossen ein «Eisberg» und somit auch ein Zeuge seiner Zeit. Im Laufe des ursprünglichen Bewilligungsprozesses anfangs der 70er-Jahre waren immer mehr Untergeschosse projektiert worden und schliesslich wurden 5 Untergeschosse bewilligt. In der heutigen Zeit wäre es unmöglich, eine Ausnahmebewilligung für ein derartiges Bauen im Untergrund zu erhalten.

Erhalt des charakteristischen Erscheinungsbildes:
Damit der Umbau nicht als neubauähnlicher Umbau taxiert wird, bei welchem die derzeitige Übernutzung korrigiert hätte werden müssen, ist es wesentlich, dass der Charakter der Liegenschaft erhalten bleibt und die bestehende Fassade angepasst wird. Es wurden materialtechnologische Untersuchungen gemacht, um herauszufinden, in welchem Zustand der Beton der Fassade ist. Die nicht bauzeitlichen Anstriche werden im Rahmen des Umbaues ebenfalls entfernt, weshalb auch hier Verfahrensbemusterungen durchgeführt wurden. Dies mit dem Ziel, das geeignetste Verfahren eruieren zu können.

Verglasung:
Um auf einen aussenliegenden Sonnenschutz verzichten zu können, konnten die Bauherrschaft und die Behörden von dem Einsatz eines Glases überzeugt werden, welches sich automatisch in Reaktion auf die Sonne tönt (Hersteller: SageGlass). Solche Gläser sind auch beim Haus Modissa an der Bahnhofstrasse oder beim Glatt-Tower in Wallisellen zu finden.

Vogelschutz:
Damit die Mauersegler während der Bauzeit trotzdem nisten können, wurde der Bau vor der Nistzeit eingerüstet und Nistkästen aussen ans Gerüstnetz aufgebracht.

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Grundriss

Pläne

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Wissenswertes

Zahlen und Fakten zum Projekt

Spengler-Haus
Bauherrschaft: Credit Suisse Anlagestiftung
Plan
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