Projekt 2

Schanzenhof

Optimierung der Nutzungsflexibilität durch eine umfassende Sanierung

Das Gebäude Schanzenhof an der Talstrasse mit seinen reich ausgebauten öffentlichen Erschliessungszonen und dem durch Marcel Breuer ausgebauten Laden wohnbedarf ist im kommunalen Inventar der schützenswerten Bauten verzeichnet. Nach Jahrzehnten der kontinuierlichen Nutzung soll das Gebäude saniert werden. SPPA ist für die Planung und Umsetzung einer Totalsanierung beauftragt.

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Aktuell / die Bauetappen

Fliegende Ochsenaugen

Die Ochsenaugen werden als Fertigbauteil angeliefert. Im Vergleich zum Bestand sind diese etwas grösser und werden neu platziert. Sie sorgen zusammen mit den ausladenden Terrassen für genügend Lichteinfall in dem neu beidseitig als Büroräumlichkeiten genutzten 5. Obergeschoss.

HighTech schafft Verbindung ins Heute

Die im Werk vorfabrizierte Passerelle aus Stahl wird nachts mittels Spezialtransport angeliefert und direkt an Ort und Stelle verbaut. Das Verbindungsstück im 3. Obergeschoss dient als Ergänzung der bestehenden Erschliessung. Dies ermöglicht eine flexiblere Nutzung des Gebäudes.

Die komplett verglaste Passerelle mit elektrochromatischem Glas schafft eine interessante Verbindung von HighTech zum Gebäude aus den 30-er Jahren.

Vom Bauhaus und der Architektur der Moderne inspiriert.

Funktionalität und Ästhetik waren zentrale Themen, die die Epoche rund um die Gründung des «wohnbedarf» 1931 prägten. Verantwortlich für die Gestaltung der Ladenräume war der Architekt Marcel Breuer. Das Gedankengut und die Formsprache dieser Zeit wurde nun ausdrucksstark in die Neuzeit transformiert.

Konstant in Bewegung

Fachspezialisten, Behörden, Planer und Eigentümer setzen sich engagiert und effektiv für die Entwicklung dieses prestigeträchtigen Projekts in der Stadt Zürich ein: mit kreativen Ideen und aussergewöhnlichen Umsetzungen.

Dezember 2017Auftragserteilung,Konkurrenzverfahren
Juli 2018Abgabe Machbarkeitsstudie
Januar 2019Vorprojekt
Januar 2020Bauentscheid
Februar 2022Baustart
Februar 2024Übergabe an Mieter für Mieterausbau
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Vision und Ziele

Zeitloses Design, nachhaltig und modern saniert

Das Geschäftshaus Schanzenhof wurde 1926 bis 1927 von den Architekten Henauer und Witschi erstellt. Wie der ursprüngliche Lageplan zeigt, bildete das damals moderne Geschäftshaus das Mittelstück eines grossen Baublocks, das erste ausgeführte Teilstück eines Blockplanes. Die Fussböden sind durchweg mit dem dunklen Segheria-Granit ausgelegt, der auch für die Treppenstufen verwendet wurde. Die Wände sind mit grauweissem Marmor – Bardiglio fiorito – verkleidet, sämtliche Türen sind in Eisen ausgeführt, ebenso wie die Treppengeländer und die Liftkabinen sind aus Bronzeblech hergestellt.

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Architektur

Den Spielraum für die Nutzung erweitern

Hans Peter Häberli, SPPA Architekten

«Der Einfluss der Moderen ist bei diesem Bau sehr ausgeprägt. Es ist erstaunlich wie einfach diese Struktur auf die heutigen Bedürfnisse zeitgemässer Büros adaptierbar ist.»

Der Schanzenhof soll umfassend saniert und an die heutigen Anforderungen angepasst werden. Das Projekt kann in folgende Hauptthemen unterteilt werden:

Erschliessung:
Ein zusätzlicher Aufzug, der auch als Warenaufzug dient, wird in den Treppenkern eingebaut. Neben der redundanten Nutzung der Aufzüge ermöglicht diese Massnahme auch die barrierefreie Erschliessung des Gebäudes. Damit das 5. Obergeschoss adäquat erschlossen werden kann, wird das Treppenhaus bis ins 5. Obergeschoss erweitert. Als Ergänzung der bestehenden Erschliessung wird im 3. Obergeschoss eine Passerelle eingebaut. Dies ermöglicht eine viel flexiblere Nutzung des Gebäudes. Sämtliche Türen zur Erschliessung werden nach historischem Vorbild neu erstellt.

5. Obergeschoss:
Die Fassade zum Hof wird geöffnet, ergänzend dazu werden die Lukarnen vergrössert. Zusammen mit der vorgelagerten Terrasse gewinnt diese Mietfläche wesentlich an Qualität.

Gebäudehülle:
Die Gebäudehülle wird vollständig saniert und energetisch verbessert. Neben der Dämmung des Daches werden die Fassaden innen gedämmt und die Fenster ersetzt. Die Fassaden aus Naturstein (Talstrasse) und Kunststein (Schanzengraben) werden gereinigt und instand gestellt, die Hoffassade wird vollständig neu verputzt.

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Bauherrschaft

Die BVK Personalvorsorge des Kantons Zürich trägt auch für Gebäude Sorge

«Die BVK bildet bei Immobilien die gesamte Wertschöpfungskette ab», erklärt Thomas R. Schönbächler, Vorsitzender der Geschäftsleitung. Ein einfacher Satz, der jedoch eine ganze Reihe von Spezialisten ins Spiel bringt. Rund 5000 Wohnungen und über 333’000 m2 Büro- und Gewerbeflächen führt die BVK in der Schweiz in ihrem Portfolio.

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Gebäude mit Geschichte

Marcel Breuer’s Erbe bewahren

Der Bau des Schanzenhofs wurde vom November 1926 bis Ende Dezember 1927 ausgeführt. Bauherrin war die Baugesellschaft Schanzenhof AG. Die überbaute Fläche, ohne Hofunterkellerung, beträgt 1’400 m2, der umbaute Raum 35’000 m3, die erzielte Nutzfläche mit Einrechnung der Garage im Untergeschoss 7’500 m2.

Die Grundmauern ruhen auf durchlaufenden stark armierten Banketten; während der Gründung musste eine Wasserhaltung durchgeführt werden. Der Keller wurde gegen aufsteigende Feuchtigkeit durch doppelte Asphaltisolierung gesichert.
Das aufgehende Mauerwerk ist in Backstein ausgeführt, an der Talstrasse mit Othmarsinger Muschelkalk, am Schanzengraben mit Kunststein verkleidet. Die Hauptfront Talstrasse erhielt ihren besonderen Charakter durch den Umstand, dass nur gesägte, nicht behauene Platten zur Verwendung kamen. Damit verbot sich jede Profilierung: Die Gesimse und Vorsprünge sind gänzlich durch vorspringende Platten ohne jedes Profil gebildet. Auch der Fugenschnitt zeigt deutlich die besondere Art der Verkleidung. Der Sockel und die Figuren am Eingang sind in Granit von Segheria (bei Bodio) gearbeitet.
Die Decken sind durchweg unterzugsfrei, über Erdgeschoss Plattendecke, über den Obergeschossen Hohlsteindecken. Zur Schallisolierung ist auf alle Decken eine 8 cm hohe Bims-Kiesschicht aufgebracht worden, darüber ein Zementüberzug. Als Bodenbelag dient in den meisten Räumen ein 8 mm starker Korklinoleum. Einige Räume sind mit Expanko ausgelegt.

Das Dach ist stützenfrei in Holz konstruiert – in Locherscher Bauweise – und mit Walliser Schiefer gedeckt. Das Hofplanum, das die Untergrundgarage deckt, ist ebenso wie die Terrassen asphaltiert und hat zum Schulz einen durch Fugen abgeteilten Betonschutz von 8 mm Stärke erhalten. Die Fenster sind in Holz ausgeführt und mit doppelter Verglasung versehen.

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Design

Gross im Detail – damals wie heute

Das Gebäude aus dem frühen 20. Jahrhundert ist Teil eines grösseren Gevierts. Zu den architektonischen Highlights zählen unter anderem die äusserst wertvollen, handwerklich und gestalterisch auf höchstem Niveau ausgeführten Natursteinarbeiten in Inneren. Die Geschichte des Schanzenhofs ist auch eng verbunden mit wohnbedarf, einer bedeutenden Heimstätte des schweizerischen Möbeldesigns und Mieterin seit den 1930er Jahren. Verantwortlich für die Gestaltung der Ladenräume war der Architekt Marcel Breuer.

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Kulturerbe

Gemeinsam mit der Denkmalpflege Geschichte und Nachhaltigkeit verbinden

Die Denkmalpflege schützt und dokumentiert das architektonische Kulturerbe des Kantons Zürich und fördert das Verständnis für historische Baukultur. Der Schanzenhof wurde in den 1920er Jahren gebaut. Fast 100 Jahre später wird das Geschäftshaus «Schanzenhof» saniert und den energetischen Anforderungen des 21. Jahrhunderts angepasst. Bei der qualitativen Aufwertung, zum Beispiel durch die bessere Erschliessung, wird in Abstimmung mit der Denkmalpflege dem schützenswerten Charakter Sorge getragen.

  • Grit Angermann, Denkmalpflege Stadt Zürich
  • Thomas Pfister / Evelyne Noth, Zürcher Heimatschutz, Diskussion und Massnahmen zum Thema Laden Wohnbedarf (Marcel Breuer)
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Marcel Breuer

wohnbedarf: ein Möbelgeschäft mit einzigartiger Tradition

wohnbedarf gehört zur Identität des Schanzenhofs. Die Geschichte von wohnbedarf beginnt 1931 in Zürich. Es war eine Zeit, in der architektonische Entwürfe niemals losgelöst von der Umgebung und der Ausstattung der Gebäude gedacht wurden. Funktionalität und Ästhetik waren zentrale Themen, die diese kunstgeschichtliche Epoche prägten.

Vom Bauhaus und der Architektur der Moderne inspiriert gründeten Siegfried Giedion, Werner Max Moser und Rudolf Graber den wohnbedarf. Ihr Anliegen war, dem Publikum eine Auswahl praktischer und formal einwandfreier Möbel, Stoffe und Lampen zu bieten, welche in ihrem Verständnis moderne Architektur erst komplett machten. Der inzwischen über 90-jährige Erfolg von wohnbedarf spricht für sich und zeigt, dass das damalige Konzept von wohnbedarf, die Zeit überdauernde Möbel zu produzieren und zu vertreiben, noch heute funktioniert und genauso innovativ ist wie in der Anfangszeit.

Die Gründer von wohnbedarf konnten namhafte Architekten, Künstler und Designer für ihre Idee gewinnen. So trugen etwa Max Bill, Max Ernst Haefeli, Wilhelm Kienzle, Werner Moser und Rudolf Steiger mit Entwürfen zum Sortiment bei. Auch Möbel und Accessoires von Alvar Aalto, Marcel Breuer, Mies van der Rohe und Le Corbusier gehörten von Anfang an zum Angebot.

Max Bill schuf das Logo und den unverwechselbaren Firmenschriftzug, die noch heute verwendet werden. 1933 zog wohnbedarf in die von Marcel Breuer gestalteten Räume an der Talstrasse 11 in Zürich, die noch immer als Ausstellungs- und Planungsräume genutzt werden. 1956 war Breuer zudem für den Umbau zuständig.

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Besonderheiten

Farb- und Materialkonzept

Prägende Elemente der Hülle sind die Natur- und Kunststeinfassaden. Sämtliche Bauteile werden farblich in diesen Bestand eingepasst. Die Fenster werden hell gestrichen, so dass die Teilung stärker in Erscheinung tritt. Um dem Gebäude einen frischen Ausdruck zu verleihen, wird auch der Behang des Sonnenschutzes hell gewählt.

Der Verputz im Hof, als massgebende Fläche, wird in einem hellen und warmen Grauton gehalten. Alle anderen Farbtöne, auch die Farbgebung der Passerelle, sind darauf abgestimmt. Der Kontrast wird geringgehalten, so dass im Hofraum eine ruhige Atmosphäre entsteht.

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Grundriss

Pläne

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Wissenswertes

Zahlen und Fakten zum Projekt

Schanzenhof
Bauherrschaft: BVK Personalvorsorge des Kantons Zürich
Kosten: 46 Millionen CHF
Geschossfläche: 10’500 m2
Gebäudevolumen: 35’000 m3
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